Brustkrebsrisiko: Was sind die Risikofaktoren für Brustkrebs?


Es gibt verschiedene Faktoren, die auf die Entstehung von Brustkrebs einwirken. Einige davon kann man nicht selbst beeinflussen, wie z.B. das Alter oder eine erbliche Veranlagung. Auch die Frage, wann und ob eine Frau Mutter wird und ob sie stillt, wirkt sich auf das Brustkrebsrisiko aus – aber dennoch ist das bestimmt kein ausschlaggebendes Kriterium bei der Entscheidung über einen Kinderwunsch. Weitere Risikofaktoren für Brustkrebs wie Übergewicht oder zu wenig Bewegung kann man dagegen ganz gezielt angehen.

Unsere beiden Checklisten geben Ihnen eine Orientierung, ob Ihr Brustkrebsrisiko durchschnittlich oder erhöht ist. Außerdem werden weiter unten einige der bedeutendsten Risikofaktoren für Brustkrebs (Östrogene, tierische Fette, Rauchen, Vererbung) im Detail dargestellt.

Checklisten zur Bestimmung des Brustkrebsrisikos

Wenn Sie mindestens zwei Fragen aus Checkliste 1 oder mindestens eine Frage aus Checkliste 2 mit ja beantwortet haben, sollten Sie die Vorsorgeuntersuchungen besonders ernst nehmen, da dann Ihr Brustkrebsrisiko erhöht ist.

Brustkrebsrisiko-Check 1

  • Waren Sie bei der ersten Regelblutung jünger als 12 Jahre?
  • Waren Sie bei der letzten Regelblutung älter als 52 Jahre?
  • Sind Sie kinderlos?
  • Haben Sie Ihr erstes Kind erst mit über 30 bekommen?
  • Haben Sie nicht gestillt?
  • Sind Sie eindeutig übergewichtig?
  • Haben Sie normalerweise wenig Bewegung?
  • Trinken Sie reichlich Alkohol (regelmäßig mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein pro Tag)?
  • Haben Sie mindestens fünf Jahre lang Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden genommen?
  • Verhüten Sie mit der Pille?

Brustkrebsrisiko-Check 2

  • Haben oder hatten Sie schon Brustkrebs?
  • Wurde bei Ihnen in den letzten fünf Jahren Eierstockrebs, Gebärmutterkrebs oder Dickdarmkrebs festgestellt?
  • Haben Sie eine ausgeprägte Mastopathie (Brustdrüsenveränderung mit Knoten und Zysten)?
  • Wurde bei Ihnen wegen eines unklaren Befundes schon einmal eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen?
  • Hat mehr als eine Angehörige (Oma, Mutter, Tochter, Schwester oder Sie selbst) Brustkrebs?

Arztsuche

Risikofaktor Östrogen

Die Zellen in der Brust haben so genannte Rezeptoren, die Hormone (z. B. Östrogene) an sich binden können. So gelangen „Botschaften“, durch Hormone vermittelt, in die Zelle. Unter anderem wird so das Wachstum der Drüsenzellen in der Brust während der Pubertät oder der Schwangerschaft angeregt. Leider können Östrogene über diese Rezeptoren auch die Entstehung und Vermehrung von Krebszellen fördern. Das gilt auch für synthetische Hormone in der Antibabypille oder in Präparaten zur Hormontherapie in den Wechseljahren.

Wissenschaftliche Studien haben allerdings gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko nur leicht steigt, wenn man mit der Pille verhütet. Auf der anderen Seite reduziert die Antibabypille die Wahrscheinlichkeit Eierstockkrebs oder Gebärmutterschleimkrebs zu bekommen.

Eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren lässt das Brustkrebsrisiko deutlich ansteigen, wenn sie länger als fünf Jahre durchgeführt wird. Wenn die Hormone abgesetzt werden, sinkt das Risiko aber innerhalb weniger Jahre wieder auf das durchschnittliche Niveau.

Risikofaktor Rauchen

Bisher ging man davon aus, dass Raucherinnen ein geringeres Brustkrebsrisiko haben als Frauen, die nicht rauchen. Denn Raucherinnen bilden weniger Östrogene und kommen früher in die Wechseljahre. Neue Studien haben jetzt aber gezeigt: Wenn Mädchen schon im Teenageralter anfangen zu rauchen, steigt ihr Brustkrebsrisiko deutlich an. Raucherinnen jenseits der Wechseljahre erhöhen zwar offenbar nicht ihr Brustkrebsrisiko – doch die alarmierende Zunahme von Lungenkrebs bei Frauen sollte in jedem Alter ein Grund sein, lieber nicht zu rauchen.

Zigaretten
Rauchen erhöht das Brustkrebsrisiko © Christian Schwier / Fotolia

Risikofaktor Tierische Fette

Übergewichtige bekommen häufiger Brustkrebs als schlanke Frauen. Denn im Fettgewebe werden Hormone gebildet, die den Östrogenspiegel ansteigen lassen. Doch auch das Fett im Essen spielt eine Rolle: Wer viel tierische Fette isst (wie fette Wurst und fettes Fleisch, Vollmilchprodukte, Butter, Schmalz), hat ebenfalls einen höheren Östrogenspiegel und damit ein etwas höheres Risiko. Das erklärt unter anderem die sehr viel geringere Brustkrebshäufigkeit in den asiatischen Ländern, in denen traditionell nur wenig tierische Fette gegessen werden.

Vererbung von Brustkrebs

Ihre Mutter hat mit 70 Brustkrebs bekommen und ein Onkel leidet an Prostatakrebs? So etwas kommt in vielen Familien vor und ist kein Grund, ein „Krebsgen“ in der Familie zu vermuten. Nur rund fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. Wenn in einer Familie aber gehäuft Brust- und Eierstockkrebs auftreten, kann eine genetische Beratung mehr Klarheit bringen. Wenn sich der Verdacht auf eine erbliche Belastung erhärtet, ist auch ein Gentest in Erwägung zu ziehen. Auslöser für Brustkrebs können Veränderungen (Mutationen) am BRCA-1- und BRCA-2-Gen sein, es gibt aber auch noch andere „Brustkrebsgene“.

Autoren:
Prof. Dr. med. Prof. h.c. Christof Sohn
Dr. med. Florian Schütz