- Die körperliche Untersuchung und Anamnese
- Die Tastuntersuchung der Brust
- Bildgebende Verfahren der Brustkrebs-Diagnostik
- Biopsie der Brust und feingewebliche Untersuchung
- Weitere mögliche Untersuchungsverfahren zur Brustkrebs-Diagnostik
- Absicherung der Diagnose Brustkrebs
- Alter und Entstehungszeit des Brusttumors
- Fazit: Ziele der Brustkrebs-Diagnostik
Bevor auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Brustkrebs-Diagnostik eingegangen wird, stellt sich die Frage, ab welcher Größe ein Brustkrebs grundsätzlich diagnostizierbar ist. Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn die Größe der Brust, die Dichte des Drüsengewebes, das Alter der Frau und viele weitere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Der Finger eines nicht erfahrenen Menschen tastet je nach Größe der Brust einen Knoten von ca. 2 cm Größe. Der erfahrene Frauenarzt kann Knoten von bis zu 1 bis 1,5 cm Größe tasten.
Die bildgebenden Verfahren lassen eine frühere Entdeckung zu. Durch den Nachweis von Verkalkungen in der Brust, die häufig bei einem in-situ Karzinom vorhanden sind, kann die Mammographie Knoten finden, bevor diese eigentlich entstanden sind. Der Ultraschall und die Kernspintomographie können unter optimalen und günstigsten Bedingungen einen Tumor frühestens ab einer Größe von 5 bis 10 mm entdecken.
Im Folgenden finden erhalten Sie einen Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Brustkrebs-Diagnostik.
Die körperliche Untersuchung und Anamnese
Die erste körperliche Untersuchung dient dazu, ein allgemeines Bild von Ihrem Körper zu gewinnen und mögliche Krankheitszeichen zu erkennen. Hierbei tastet der Arzt unter anderem Ihre Brust gründlich ab, um die Größe und Lage eines eventuell festgestellten Brusttumors beurteilen zu können. Auch die Achselhöhle tastet er gründlich ab, um potentiell vergrößerte Lymphknoten zu entdecken. Im Anamnese-Gespräch erfragt der Arzt weitere Informationen, die ihm bei der Diagnosestellung und späteren Therapieplanung helfen.
Die Tastuntersuchung der Brust
Ob ein Brustkrebs mittels Tastuntersuchung früh entdeckt werden kann, hängt zum einen davon ab wie groß die Brust der betroffenen Frau ist. Zum anderen, spielt es eine Rolle ob der Brustkrebs mehr an der Oberfläche der Brust Richtung Haut liegt oder weiter in der Tiefe. So muss beispielsweise ein Tumor, der in der Tiefe einer großen Brust liegt, deutlich größer und damit längere Zeit gewachsen sein bis der Arzt ihn ertasten kann, als beispielsweise der an der Oberfläche liegende Tumor einer kleinen Brust. In der Regel ist ein Tumor frühestens ab einer Größe von 1 bis 2 cm ertastbar. Ausnahmen sind selbstverständlich oberflächlich gelegene Brustkrebse einer kleinen Brust.
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Die Tastuntersuchung ist eine sehr wichtige Untersuchungsmöglichkeit, die eine Frau grundsätzlich in regelmäßigen Abständen selbst (monatlich) und vom Frauenarzt (alle 6 bis 12 Monate) durchführen sollte. Die Grenzen der Tastuntersuchung liegen häufig in der Tatsache, dass viele Frauen von Natur aus bereits eine „knotige Brust“ haben und somit tumoröse Veränderungen nur schwer ertasten können.
Bildgebende Verfahren der Brustkrebs-Diagnostik
Zur Früherkennung und zur ausführlichen Diagnostik eines Brusttumors sind bildgebende Verfahren notwendig. Hierzu gehören insbesondere die Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust), die Sonographie (Ultraschalluntersuchung der Brust) und die Kernspintomographie. Weitere bildgebende Verfahren haben keine Bedeutung und sind für die Untersuchung der Brust im Rahmen der Brustkrebs-Diagnostik ungeeignet.
Während die Mammographie und die Ultraschalluntersuchung als Standardverfahren anzusehen sind, ist die Kernspintomographie der Brust lediglich ein Zusatzverfahren, das erst dann zum Einsatz kommt, wenn gezielte, weitergehende Fragestellungen zu beantworten sind, die sich mittels Mammographie und Ultraschalluntersuchung nicht beantwortet lassen. Die Kernspintomographie der Brust ist also kein Routineverfahren.
Brustkrebs-Diagnostik mittels Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie)
Bei der Mammographie werden Röntgenbilder der Brust in verschiedenen Ebenen aufgenommen. Standardeinstellungen bei der Mammographie sind die Ansicht von oben nach unten, von mittig nach außen und von schräg vorne mittig nach hinten außen. Darüber hinaus können Spezialaufnahmen notwendig sein, um zum Beispiel die Achselhöhle oder das Dekolleté besser darzustellen oder bestimmte Areale zu vergrößern.
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Brustkrebs-Diagnostik mittels Ultraschalluntersuchung der Brust (Mammasonographie)
Mittels modernster Geräte ist die Ultraschalluntersuchung der Brust eine extrem hilfreiche und für die Mammographie ergänzende Methode. Sie kann die Mammographie jedoch auf keinen Fall ersetzen. Die Ultraschalluntersuchung der Brust hat aber gerade dort den entscheidenden Einsatzpunkt, wo die Mammographie in ihrer Aussage reduziert ist: bei der sehr dichten Brust einer jungen Frau. Hier besteht für die Ultraschalluntersuchung eine sehr gute Aussagemöglichkeit über die Befundung der Brust. Selbst einer Mammographie mit guter Aussagequalität sollte eine Ultraschalluntersuchung immer angeschlossen werden, um eine maximale Sicherheit bei der Brustkrebs-Diagnostik gewährleisten zu können.
Die Ultraschalluntersuchung hängt in aller Regel von zwei limitierenden Faktoren ab: einer objektiven, nämlich der Gerätequalität und einer subjektiven, nämlich der Übung und Ausbildung, der Fähigkeit des Untersuchers. Die Ultraschalluntersuchung ist nämlich keine objektive Untersuchung wie die Mammographie, sondern eine sehr subjektive. Denn bei einer Ultraschalluntersuchung kann kein Übersichtsbild erstellt werden, das von einem weiteren Experten zur Qualitätssicherung überprüft wird. Vielmehr hängt die Ultraschalluntersuchung allein von dem Untersuchungsvorgang und der Übung des Untersuchers ab. Grundsätzlich gilt selbstverständlich, dass sowohl die Mammographie als auch die Ultraschall-Untersuchung von einem auf diesem Gebiet spezialisierten Experten durchgeführt werden sollte.
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Brustkrebs-Diagnostik mittels Kernspintomographie
Die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie) kommt dann zum Einsatz, wenn durch die Mammographie und die Ultraschalldiagnostik keine eindeutige Aussage möglich ist. Die Kernspintomographie ist kein Verfahren, das an erster Stelle kommt, sondern es wird immer erst an zweiter oder dritter Stelle eingesetzt. Die Aussagekraft der Kernspintomographie ist sehr genau und ist insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn die Frage bei einem bereits nachgewiesenen Brustkrebs nach der sogenannten Multizentrität im Raume steht. Die Magnetresonanztomographie (MRT) dient zur Abklärung, ob das Karzinom an einer Stelle oder ggf. an weiteren Stellen in der Brust zu erwarten ist. Für diese Fragestellung ist die Kernspintomographie exzellent geeignet.
Biopsie der Brust und feingewebliche Untersuchung
Ob ein mittels Mammographie oder Ultraschall nachgewiesener Tumor gut- oder bösartig ist, kann letztendlich nur durch eine feingewebliche Untersuchung bestimmt werden. Dies geschieht heute nicht mehr durch eine Operation, sondern ambulant durch eine sogenannte Stanzbiopsie.
Früher wurde nachdem man einen Tumor festgestellt hatte, stets eine Operation durchgeführt. Während dieser Operation wurde dann zur Bestimmung der Bös- oder Gutartigkeit des Tumors ein sogenannter Schnellschnitt durchgeführt. Dieses Verfahren ist nicht optimal, da unnötigerweise gutartige Befunde operiert wurden und zusätzlich die Operation durch die Schnellschnittuntersuchung länger dauerte. Die Operationsplanung konnte nicht optimal durchgeführt werden, da man häufig auch von einem gutartigen Befund ausgehen durfte und somit der operative Zugangsweg zu diesem Tumor immer ein Kompromiss war.
Durch das Ergebnis einer Stanzbiopsie lässt sich heute der operative Zugang zu jedem Tumor deutlich besser und optimaler planen, da der Arzt bereits vor der Operation weiß, mit was er es zu tun hat. Die kosmetischen Operationsergebnisse sind dadurch besser. Die Sicherheitsabstände um den Tumor können anhand dieser Methode viel genauer eingehalten werden.
Fragen und Antworten zur Biopsie
- Können durch eine Biopsie Krebszellen im Körper gestreut werden? Es ist nicht völlig auszuschließen, dass durch die Untersuchung Tumorzellen innerhalb der Brust verschleppt werden. Die Gefahr ist aber sehr gering. Studien haben gezeigt, dass diese Zellen in den meisten Fällen nicht am neuen Ort „anwachsen“, sondern zugrunde gehen.
- Tut die Untersuchung weh? Die Vorstellung, dass jemand mit einer Nadel in die Brust sticht, ist erschreckend. Unangenehm ist vor allem der Moment, wenn die Haut durchstochen wird. Deshalb wird sie vorher örtlich betäubt. Das Vor- und Zurückschieben der Nadel in der Brust tut kaum weh.
- Und wie sieht die Brust nach so einer Untersuchung aus? Bei einer Feinnadelpunktion bleiben keine sichtbaren Narben zurück. Die Nadeln bei einer Stanz- oder Vakuumbiopsie sind aber wesentlich dicker, so dass es zu kleinen Vernarbungen kommen kann.
Weitere mögliche Untersuchungsverfahren zur Brustkrebs-Diagnostik
Galaktographie
Die Galaktographie kann bei unklaren Mammographie- oder Ultraschallbefunden der Brust wichtige Hinweise liefern. Bei diesem Verfahren werden vor dem Röntgen der Brust geeignete Kontrastmittel gespritzt. Mit diesen Kontrastmitteln lassen sich die Milchgänge der Brust und eventuell dort lokalisierte kleinste Veränderungen darstellen.
Thermographie der Brust
Auch die Thermografie der Brust ist als alternatives Untersuchungsverfahren zur Früherkennung von Mammakarzinomen in der Diskussion. Bei der Thermografie handelt es sich um eine Methode, die mittels Infrarotanalytik die Wärmeabstrahlung des Gewebes misst. Der Einsatz der Thermografie in der Brustkrebs-Diagnostik basiert auf der Annahme, dass ein Tumor aufgrund seiner gegenüber gesundem Gewebe stärkeren Durchblutung auch mehr Wärme entwickelt. Diese vermehrte Wärmeabstrahlung sollte bei der Thermografie deutliche Signale liefern. Doch auch gutartige Veränderungen können teilweise zu abweichenden Wärmeverteilungen führen, sodass die Thermografie keine eindeutigen Ergebnisse liefert und infolgedessen auch von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt wird.
Laboruntersuchung
Hierbei wird ihr Blut auf viele verschiedene Eigenschaften untersucht. Diese Eigenschaften geben dem Arzt Auskunft darüber, wie Ihre Niere und Leber, aber auch andere Organsysteme ihres Körpers funktionieren.
Absicherung der Diagnose Brustkrebs
Um die Diagnose abzusichern wird durch den Diagnostiker und den Pathologen immer ein Abgleich zwischen den bildgebenden Verfahren und dem feingeweblichen Untersuchungsergebnis herbeigeführt. Dies bedeutet Folgendes im Praktischen: Wenn beispielsweise in der Mammographie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein bösartiger Befund vermutet wird und die Stanzbiopsie lediglich unauffälliges Brustdrüsengewebe ergibt, so muss ausgeschlossen werden, dass die Stanzbiopsie den Befund nicht getroffen hat. Oder wenn beispielsweise die Mammographie oder der Ultraschall einen gutartigen Befund, z.B. ein Fibroadenom, vermuten lässt und die Stanzbiopsie lediglich unauffälliges Brustdrüsengewebe ergibt, so muss auch in diesem Fall vermutet werden, dass die Stanzbiopsie den Befund nicht getroffen hat.
Aus diesem Grunde ist es sehr wichtig, dass eine entsprechende Qualitätskontrolle nach jeder Stanzbiopsie durchgeführt wird. D.h. der Pathologe und der Arzt, der die Stanzbiopsie durchgeführt hat, schließen sich kurz und besprechen die Plausibilität ihrer Untersuchungsergebnisse. Erst wenn diese deckungsgleich sind, darf von einer sicheren Diagnose ausgegangen werden. Dies ist ein enormer organisatorischer und logistischer Aufwand, der in aller Regel lediglich an zertifizierten Brustzentren zu gewährleisten ist. Diese Beispiele zeigen wie bedeutungsvoll es ist, an entsprechend qualifizierten Brustkrebszentren untersucht und behandelt zu werden.
Alter und Entstehungszeit des Brusttumors
Alle uns bekannten Untersuchungen gehen bei Brustkrebs von einer Entstehungszeit von 5 bis 10 Jahren aus. Das heißt, dass eine lange Zeit von der ersten Krebszelle bis zum tastbaren Knoten vergeht. Viele Menschen erschrecken, wenn sie erfahren, dass ihr kleiner Tumor, der die Größe der Nachweisgrenze von 5 bis 10 mm erreicht hat, schon mehrere Jahre in ihnen gewachsen sein muss.
Selbstverständlich gibt es unterschiedlich schnell wachsende Brustkrebsarten. Die sehr gut differenzierten Krebsarten (= hohe Ähnlichkeit der Krebszelle mit der Brustzelle aus der sie entstanden ist) wachsen langsamer, die sogenannten schlecht differenzierten Krebsarten (= geringe Ähnlichkeit der Krebszelle mit der Brustzelle aus der sie entstanden ist) wachsen hingegen deutlich schneller. Trotzdem gilt, dass auch die sehr schnell wachsenden Krebsarten mehrere Jahre benötigen, um die kritische Grenze des Nachweises zu erreichen.
Fazit: Ziele der Brustkrebs-Diagnostik
- Frühzeitige Erkennung von bisher nicht entdecktem Brustkrebs
- Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung für Frauen mit Fragen zur Brustgesundheit bzw. zu Brusterkrankungen
- Ambulante Sicherung der Diagnose
- Durchführung aller diagnostischer Schritte möglichst bei einem ambulanten Termin
- Verbesserung der Behandlungsqualität und Patientenzufriedenheit
- Verbesserung von Lebensqualität
- Senkung der Sterblichkeit und Verbesserung der Überlebensrate von Patientinnen mit Brustkrebs
Autoren:
Prof. Dr. med. Prof. h.c. Christof Sohn
Dr. med. Florian Schütz