Brustkrebszentrum


Ein zertifiziertes Brustkrebszentrum ist eine Klinik oder ein klinisches Institut, das sich auf die Diagnostik, Therapie, Prävention (Vermeidung) und Erforschung von Brustkrebserkrankungen spezialisiert hat.

Entstehung von Brustkrebszentren

Ende der 90er-Jahre zeigten Untersuchungen, dass die Prognose der an Brustkrebs erkrankten Frauen weltweit immer besser wurde. Alleine in Deutschland schien dieser Effekt nicht so deutlich zu sein. Genauere Betrachtungen zeigten, dass sich in denjenigen Ländern der Welt, in denen der Brustkrebs effektiver als in Deutschland behandelt werden konnte, Zentren für Brustkrebs gebildet hatten. Dort behandelte nicht mehr ein Arzt alleine alle Patienten, sondern ein Team aus Spezialisten, die alle ihre Erfahrungen und ihr Wissen der Therapie beisteuerten. Brustkrebs wurde zu einer fachübergreifenden Erkrankung.

Um diese Zentrumsbildung in Deutschland zu fördern, formulierten Spezialisten einen Anforderungskatalog, den ein Brustkrebszentrum erfüllen sollte. Da die Begriffe Brustzentrum oder Brustkrebszentrum aber nicht rechtlich geschützt waren, und somit auch nicht vergeben werden konnten, musste eine spe­zielle Kontrolle die Einhaltung dieser Anforderungen sichern. Die Idee der Zertifizierung der Brustzentren war geboren. Heutzutage vergibt ein Zertifizierungsausschuss der Deutschen Gesellschaft für Senologie (Lehre von den Erkrankungen der weiblichen Brust) und der Deutschen Krebsgesellschaft ein international hoch angesehenes Zertifikat, das auf einem ausgedehnten Anforderungskatalog basiert. Erkrankte Frauen, die sich in die Hände des medizinischen Teams in einem zertifizierten Brustkrebszentrum begeben, können sicher sein, dass die hohen Anforderungen des Zertifikatsausschusses erfüllt werden.

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Anforderungen an ein zertifiziertes Brustkrebszentrum

Die Anforderungen, die ein zertifiziertes Brustkrebszentrum erfüllen muss, orientieren sich nicht nur an der Anzahl der behandelten Patientinnen pro Jahr, sondern auch an

  • der Erfahrung der radiologischen Diagnostiker und der befundenden Pathologen,
  • dem Wissen der Strahlentherapeuten,
  • dem Umgang mit Chemotherapien und endokrinen Therapien,
  • dem Wissen um die genetischen Zusammenhänge des Brustkrebses und
  • der Ausbildung eines Netzwerks aller verantwortlichen Ärzte in der Umgebung des Brustzentrums.

Neben den Frauenärzten, die seit vielen Jahrzehnten die Therapie von Brustkrebs in Eigenverantwortung durchgeführt hatten, zählen nunmehr zum Kernteam auch

Sie alle zusammen machen die geballte Kompetenz und die Erfahrung eines Brustzentrums aus. Der Zusammenschluss von Experten der oben genannten Fachrichtungen soll dazu führen, dass sich die Therapie der Brustkrebserkrankungen in Deutschland dem internationalen Niveau anpasst. Momentan werden in ca. 255 zertifizierten Brustzentren (Stand 2011) in Deutschland ca. 60 Prozent der erkrankten Patientinnen pro Jahr behandelt. Die Sammlung der Daten dieser Frauen wird uns einen entscheidenden Einblick darüber geben, wie gut die Therapie von Brustkrebserkrankungen in Deutschland tatsächlich ist.

Warum sollen Sie sich in einem zertifizierten Brustkrebszentrum behandeln lassen?

Für den Laien ist es sehr schwer zu beurtei­len, welcher Arzt die notwendige Erfahrung mitbringt, um eine bösartige Erkrankung der Brust zu diagnostizieren und zu therapieren. Das Zertifikat an der Türe eines Brustzentrums gibt Ihnen die Gewissheit, dass die Kompetenz des Brustkrebszentrums von einer neutralen und angesehenen Stelle geprüft und für gut befunden wurde. Somit können Sie sicher sein, dass Sie die beste Therapie, die momentan weltweit erhältlich ist, an diesem Brustkrebszentrum erhalten.

Viele Patientinnen stellen sich die Frage, ob es besser sei, sich in anderen Teilen der Welt (z.B. England oder USA) behandeln zu lassen. Da die zertifizierten Brustzentren nachweislich die modernsten Therapiemethoden an­bieten, die auch in jedem anderen Teil der Welt durchgeführt werden, ist sichergestellt, dass Sie diese erhalten werden. Besonders das geforderte Bestreben, Brustkrebserkrankungen aktiv zu erforschen, macht die zertifizierten Brustzentren zu absoluten Spe­zialisten mit modernstem Fachwissen. Neben dem Kernteam existieren zahlreiche Berufsgruppen, die den Frauen helfen sollen, ihre Erkrankung zu bewältigen. Dazu zählen Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, speziell ausgebildete onkologische Fachschwestern, Krankengymnasten, Perückenanbieter und Schmerztherapeuten.

Was tun, wenn kein zertifiziertes Brustzentrum in der Nähe ist?

Sie selbst müssen entscheiden, ob Sie die Mühen einer Fahrt zum vielleicht weit entfernten Brustkrebszentrum auf sich nehmen wollen. Natürlich ist diese Entscheidung immer in Abhängigkeit der Optionen vor Ort zu treffen. Hierzu kann Sie am besten Ihr Frauenarzt beraten. Natürlich können auch Experten für die jeweiligen Fachgebiete einzeln konsultiert werden, was jedoch ein sehr aufwendiges Vorgehen ist, das Sie zeitlich sehr belasten wird. Trotzdem ist manchmal kein anderer Weg möglich. Vielleicht können Ihnen bei der Auswahl des behandelnden Zentrums oder der behandelnden Ärzte Ihre Freun­dinnen behilflich sein. Vielleicht gibt es aber auch eine Selbsthilfegruppe für Brustkrebserkrankte in Ihrer Nähe. Informationen zu den Selbsthilfegruppen nach Brustkrebs sollte Ihr Frauenarzt Ihnen aushändigen können. Oder rufen Sie einfach die Zentralen der großen Selbsthilfegruppen an.

Autor:
Dr. med. Florian Schütz