Vulvakrebs (Vulvakarzinom)



Vulvakrebs – auch bekannt als Vulvakarzinom – ist ein seltener, bösartiger Tumor, der an den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen auftritt. Betroffen sind üblicherweise Frauen in höherem Lebensalter. Pro Jahr erkranken etwa 2 von 100.000 Frauen an dieser Tumorform.

Bei jüngeren Patientinnen mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren lässt sich in 75% der Fälle eine vorangegangene Infektion mit dem Humanen Papillomavirus nachweisen. Ein weiterer Erkrankungsgipfel findet sich im Alter von 77 Jahren.

Bild der Skulptur 'Vulva D'oro' von Cornelius Richter
„Vulva D’oro“ von Cornelius Richter

Definition von Vulvakrebs

Der lateinische Begriff „vulva“ bezeichnet die weibliche Scham, d.h. die sichtbaren äußeren Geschlechtsorgane der Frau. Vulvakrebs betrifft meistens die äußeren Schamlippen, er kann aber auch an den inneren Schamlippen auftreten.

Unter einem Vulvakarzinom versteht man Tumore unterschiedlicher Ursache, die hier nach dem Ort des Auftretens bezeichnet werden. In 90 Prozent der Fälle entwickelt sich der Krebs aus der obersten Schleimhaut-Schicht der Vagina (Plattenepithelkarzinom). Die übrigen zehn Prozent teilen sich folgendermaßen auf:

  • schwarzer Hautkrebs
  • Adenokarzinome
  • Basalzellkarzinome
  • Karzinome in den Bartholinischen Drüsen
  • Sarkome

Sowohl die Zahl der Erkrankungen als auch die Sterberate sind in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. So wurde Vulvakrebs im Jahr 2012 in Deutschland in etwa 3.190 Fällen diagnostiziert. Das ist circa eine Verdoppelung der Fälle im Vergleich zum Jahr 1992.

Arztsuche

Ursachen für Vulvakrebs

Warum ein Vulvakarzinom entsteht, ist bislang noch nicht geklärt. Bekannt sind allerdings verschiedene Risikofaktoren, die das Entstehen begünstigen. Der größte Risikofaktor für Vulvakrebs ist eine Infektion mit dem Humanen Papillomvirus (HPV-Infektion) des Typs 16 oder 18. Diese Viren sind weltweit die häufigsten Erreger sexuell übertragbarer Viruserkrankungen. Sie können zu einer warzenähnlichen Veränderung von Haut und Schleimhaut führen.

Weitere Risikofaktoren sind Infektionen im Genitalbereich, etwa durch

  • Herpesviren
  • Chlamydien
  • Granuloma inguinale
  • Treponema pallidium, die auch Lues und Syphilis auslösen können

Mit einem erhöhten Risiko für Vulvakrebs stehen außerdem folgende Faktoren in Verbindung:

  • eine chronische Entzündung von Scheide oder Vulva
  • die sogenannte Weißschwielenkrankheit
  • Lichen Sclerosus an den Genitalien
  • eine geschwächte Immunabwehr, etwa nach einer Organtransplantation oder bei einer HIV-Infektion
  • Alkoholmissbrauch
  • Rauchen

Symptome bei Vulvakrebs

Auftretende Symptome im frühen Stadium sind selten und unspezifisch. Sie beinhalten etwa:

  • unangenehmer und wiederkehrender Juckreiz
  • vermehrter Ausfluss aus der Scheide, teilweise vermischt mit Blut
  • brennen ein Gefühl des „Wundseins“
  • erschwertes Wasserlassen
  • Schmerzen
  • kleine erhabene, oft rötliche Verhärtungen oder Flecken

Wie bei vielen anderen Krebsarten zeigen sich beim Vulvakrebs erst in einem fortgeschrittenen Krebsstadium Symptome. Das Vulvakarzinom macht sich dann durch oft spürbare Knötchen oder Geschwüre bemerkbar.

Diagnose eines Vulvakarzinoms

Sofern der Verdacht auf Vulvakrebs besteht, untersucht der Gynäkologe die Schleimhäute der weiblichen Geschlechtsorgane mit Hilfe eines Kolposkops. Damit kann er auffällige Veränderungen näher betrachten und besser beurteilen. Sollte der Befund den Verdacht bekräftigen, entnimmt er außerdem eine Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung.

Wichtig in der Diagnostik ist außerdem die Frage, wie weit die Ausdehnung des Tumors fortgeschritten ist. Dies lässt sich durch ein bildgebendes Verfahren wie einer Ultraschalluntersuchung der Scheide, der Beckenorgane oder der Leistenlymphknoten feststellen. Auch eine Spiegelung des Enddarms und der Harnwege ist aus diesem Grund wichtig.

Ob sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in der Leber oder Lunge gebildet haben, klärt eine Röntgenuntersuchung.

Ultraschallgerät zur Diagnose von Vulvakrebs
© Tobilander / Fotolia

Therapie von Vulvakrebs

Die bevorzugte Therapie bei Vulvakrebs ist die Operation. Deren Umfang richtet sich nach dem Stadium der Krebserkrankung. Komplikationen entstehen vor allem, wenn der Krebs Metastasen bildet. Wird ein Vulvakarzinom erkannt und behandelt, bevor es in die benachbarten Organe eingedrungen ist, lässt sich dieser Krebs meist vollständig heilen.

Während es bei einem kleinen Tumor ausreicht, den vom Krebs befallenen Herd großzügig herauszuschneiden, kann es in anderen Fällen notwendig sein, die komplette Vulva zu entfernen.

Solle der Tumor bereits gestreut haben, müssen gegebenenfalls auch die Lymphknoten an Leiste und kleinem Becken entfernt werden. Bei Vulvakrebs besteht die große Gefahr, dass der Tumor in angrenzendes Gewebe oder Organe zwischen After und Schamlippen einwächst. Die Prognose wird umso negativer, je weiter sich der Krebs ausgebreitet hat.

Teilweise kann sich ein Vulvakarzinom auch durch eine Strahlentherapie verkleinern. Die Strahlenbehandlung empfiehlt sich vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium des Krebses.

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Wie lässt sich einem Vulvakarzinom vorbeugen?

Mit einer HPV-Schutzimpfung, die für Mädchen zwischen neun und 14 Jahren empfohlen wird, lässt sich ein Risikofaktor für Vulvakrebs ausschließen.

Weitere Vorbeugemaßnahmen gibt es nicht, sodass die regelmäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchung empfehlenswert ist. Dies betrifft nicht nur Vulvakrebs, sondern auch andere Krebsarten, wie etwa Gebärmutterhalskrebs. Eine frühe Erkennung und Behandlung verbessert die Prognose der Patientin deutlich! Die Krebsvorsorge findet im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung statt.

Schild mit Krebsvorsorge-Aufschrift
© Markus Mainka / Fotolia

Fazit

Ein Vulvakarzinom zählt zu den bösartigsten Krebserkrankungen, von dem ausschließlich Frauen betroffen sind. Nachdem sowohl die Zahl der Erkrankungen als auch die Sterberate in den vergangenen Jahren massiv angestiegen ist, ist die Krebsfrüherkennungsuntersuchung für Frauen umso wichtiger.

Der Grund: Wird das Vulvakarzinom in einem frühen Stadium erkannt und entsprechend behandelt, stehen die Heilungschancen sehr gut. Hat der Krebs jedoch bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, kann oftmals nur noch eine Strahlentherapie mit sämtlichen Risiken und Nebenwirkungen helfen.